Asalamu alaikum liebe Geschwister
Der gesegnete Monat Dhul Hijjah steht mal wieder vor der Tür. In diesem gesegneten Monat stehen einige Sunnah-Praktiken an, die wir uns nicht entgehen lassen sollten. Hier einige interessante Artikel über Dhul Hijjah und Yaumul Arafat:
Der gesegnete Monat Dhul Hijjah steht mal wieder vor der Tür. In diesem gesegneten Monat stehen einige Sunnah-Praktiken an, die wir uns nicht entgehen lassen sollten. Hier einige interessante Artikel über Dhul Hijjah und Yaumul Arafat:
Der hohe Stellenwert der Zehn Tage des Monats Dhû Al-Hiddscha – Teil 1
Der hohe Stellenwert dieser Tage ist mehrfach durch Qurân und Hadîthe belegt und zeigt sich auch an den besonderen Ereignissen, die in diesen Tagen stattfinden. Insgesamt finden sich folgende Belege für ihren besonderen Rang:
Allâh, der über alles Erhabene, sagte:„Bei der Morgendämmerung und den zehn Nächten“ (Sûra
89:1-2) Einige Gelehrte sagten, „Es sind die zehn Tage des Dhû
Al-Hiddscha.“ Diese Meinung ist mit aller Wahrscheinlichkeit richtig.
Eine eindeutige Zuordnung dieser im Qurân erwähnten Nächte seitens des
Propheten gibt es allerdings nicht.
1. Der Prophet bezeugte allerdings, dass es sich hierbei um die Nächte mit dem höchsten Stellenwert im Diesseits handelt. Der Prophet sagte in einem von vielen Hadîthen: „Es gibt keine Tage, an denen Allâh die guten Taten mehr liebt, als an diesen zehn Tagen.“ Da
sagten die Gefährten möge Allah mit ihnen allen zufrieden sein : „O
Gesandter Allâhs! Auch nicht der Dschihâd auf dem Wege Allâhs?“ Da
erwiderte der Prophet : „Auch
nicht der Dschihâd auf dem Wege Allâhs. Außer einem Mann, der mit
seiner Seele und seinem Vermögen zum Dschihâd auszieht und mit nichts
davon zurückkehrt.“
In einem weiteren Hadîth sagte er: „Es
gibt keine anderen Tage, an denen Allâh die guten Taten mehr liebt als
an diesen zehn Tagen, so gedenkt Allâh vermehrt durch Tahlîl (das
Aussprechen von: Lâ Ilâha illa Allâh…), Takbîr (das Aussprechen von:
Allâhu Akbar) und Tahmîd (das Aussprechen von: Alhamdulillâh).“
Diese beiden Hadîthe besagen, „dass
jeder einzelne dieser zehn Tage einen höheren Stellenwert hat als ein
gewöhnlicher anderer Tag des Jahres, gleich ob es ein Freitag ist oder
nicht. Ein Freitag in diesen zehn Tagen hat wiederum einen höheren
Stellenwert als ein Freitag im restlichen Jahr, da er dann in zweierlei
Hinsicht einen besonderen Rang hat.“
2. Der Prophet ermunterte
seine Gefährten möge Allah mit ihnen allen zufrieden sein dazu an
diesen Tagen vermehrt gute Taten zu verrichten und den Tahlîl und Takbîr
häufiger zu sprechen.
3. In diesen Tagen ist auch der Tag von ´Arafa und der Tag des Opferfests.
4. An
diesen Tagen verrichtet man die edelsten Anbetungsformen, und zwar:
Beten, Fasten (für Nicht-Pilgerfahrt), das Geben von Almosen und den
Haddsch. Die Gelegenheit zu so vielen edlen Taten hat man an anderen Tag
nicht.
Entsprechend des hohen Stellenwerts
dieser Tage ist auch der Stellenwert guter Taten, die an diesen Tagen
verrichtet werden, besonders hoch. Darüber hinaus haben wir, wie oben
erwähnt, Belege dafür, dass Allâh die guten Taten an diesen Tagen
besonders liebt. So lässt sich folgern, dass die guten Taten in dieser
Zeit in zweierlei Hinsicht noch besser sind als sonst.
Im Folgenden nennen wir die Arten guter Taten, die man zu dieser Zeit verrichten sollte:
- Aufrichtige Reue:
Der Haddsch ist eine Rückkehr zu
Allâh. Der Muslim wendet sich während der Pilgerfahrt von allem ab, was
Allâh an offenkundigen und an verborgenen Taten verabscheut, und
gleichzeitig verrichtet er insgeheim und auch für andere sichtbar nur
die Taten, die Allâh liebt. Und so reut es den Muslim all die Sünden
begangen zu haben. Dies veranlasst ihn dazu, diese Sünden sofort
aufrichtig zu bereuen und zu beschließen, sie nie wieder zu begehen. Zum
größten Teil fallen die Sünden in zwei Kategorien, erstens das
Unterlassen von Pflichten und zweitens das Übertreten der Verbote
Allâhs. Die Reue hierfür ist eine Pflicht für jeden Muslim. Da man nicht
weiß, wann man sterben wird, darf man die Reue für diese Taten nicht
hinausschieben, sondern man muss unverzüglich bereuen. Außerdem birgt
das Begehen von Sünden die große Gefahr, dass es dem Menschen danach
leichter fällt, weitere Sünden zu begehen. Es gibt nun, wie in diesem
Artikel beschrieben, Zeiten und Orte, die einen besonders hohen
Stellenwert bei Allâh haben. Wenn nun zu einer solchen Zeit oder an
einem solchen Ort eine Sünde begangen wird, so wird diese entsprechend
des hohen Stellenwertes der Zeit oder des Ortes strenger bewertet und
derjenige, der die Sünde begangen hat, wird stärker bestraft. Allâh, der
über alles Erhabene, sagt: „O die ihr glaubt, kehrt zuAllâh um in aufrichtiger Reue“ (Sûra 66:8)
Ibn Al-Qayyim sagte, dass die aufrichtige Reue drei Voraussetzungen hat:
Erstens: dass alle Sünden einbezogen werden müssen
Zweitens: dass man entschlossen und ehrlich bei der Reue ist und
Drittens: dass die Absicht zur Reue rein ist.
Nur wenn die Reue diese drei Voraussetzungen erfüllt, ist sie vollkommen.
Im zweiten Teil dieses Artikels
werden, in schâ Allâh, weitere Arten guter Taten genannt, die man in
diesen Zehn Tagen verrichten sollte.
Der hohe Stellenwert der Zehn Tage des Monats Dhû Al-Hiddscha – Teil 2
Im Folgenden werden weitere Arten guter Taten, die man an diesen zehn Tagen unbedingt verrichten sollte, genannt:
- Die Verrichtung des Haddsch und der ´Umra:
Diese Ereignisse fallen in die Zehn
Tage, da ein Großteil der Riten des Haddsch in dieser Zeit verrichtet
wird. Wegen der läuternden Wirkung dieser beiden großartigen Taten hat
der Prophet Möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken
den Muslimen besonders eindringlich nahegelegt, sie zu verrichten. Sie
reinigen die Seele vom Schmutz aller Sünden und Missetaten, so dass
der Muslim nach dem Haddsch bzw. der ´Umra die Voraussetzung dafür
erfüllt, Allâhs großzügige Belohnung im Jenseits zu erlangen.
- Die gewissenhafte Verrichtung dieser Pflichten:
Hiermit ist gemeint, dass man diese zu
den vorgegebenen Zeiten, auf die beste Weise und vorschriftsgemäß
verrichten soll, d. h., genauso, wie sie in den Überlieferungen des
Propheten Möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken
beschrieben werden, wobei alle erwünschten Handlungen und
Verhaltensregeln mit berücksichtigt werden müssen.
Letzteres ist indes nicht nur in Bezug
auf den Haddsch, sondern im ganzen Leben notwendig. Al-Bucharî
berichtete in einer Überlieferung von Abû Huraira möge Allah mit ihm
zufrieden sein, dass er sagte: „Der Prophet Möge Allah ihn in Ehren
halten und ihm Wohlergehen schenken sagte: „Allâh sagte: „Wer einem
Meiner Mir Nahestenden feindselig ist, dem erkläre Ich den Krieg. Am
liebsten habe Ich es, wenn Mein Diener Meine Nähe sucht, indem er das
tut, was Ich ihm zur Pflicht gemacht habe. Mein Diener sucht solange
Meine Nähe, indem er zusätzliche Anbetungen verrichtet, bis Ich ihn
liebe und wenn Ich ihn liebe, dann bin Ich sein Gehör, mit dem er hört,
sein Augenlicht, mit dem er sieht, seine Hand, mit der er zugreift und
sein Fuß, mit dem er geht. Wenn er Mich um etwas bittet, dann gebe Ich
es ihm gewiss und wenn er bei Mir Zuflucht sucht, dann gewähre Ich ihm
gewiss Zuflucht. Und niemals werde Ich etwas bei dessen Fälligkeit
aufschieben, wie Ich dies tue, wenn das Leben eines Gläubigen in Gefahr
gerät; denn er verabscheut den Tod, und Ich verabscheue es, ihm
Schlechtes widerfahren zu lassen.“
Al-Hâfidh Ibn Hadschar sagte: „Den
Pflichten vorschriftsgemäß nachzukommen bedeutet: den Befehl (Allâhs)
auszuführen und den Befehlenden dabei zu respektieren und Ihn zu
verehren, indem man sich Seinem Willen unterwirft. Man zeigt damit die
Erhabenheit Seiner Herrschaft und seine Demut bei der Unterwerfung.
Somit ist es die großartigste Tat, auf diese Weise Allâhs Nähe zu
suchen.“
Den Pflichten nachzukommen und sie
einzuhalten ist eine von vielen Eigenschaften, die Allâh
an Seinen gläubigen Dienern liebt. Allâh sagt: „…und diejenigen, die ihr Gebet einhalten. Jene werden sich in Gärten befinden und (darin) geehrt.“ (Sûra
70:34-35) An diesen Zehn Tagen ist es umso wichtiger, die Pflichten
einzuhalten, denn Allâh liebt ja, wie gesagt, die guten Taten an diesen
Tagen und vervielfacht an ihnen die Belohnung dafür.
- Vermehrt gute Taten vollbringen:
Allâh betrachtet alle guten Taten, wo
und wann immer sie vollbracht werden, also nicht nur die im
vorangehenden Abschnitt erwähnten Pflichten, mit Wohlgefallen, doch an
den gesegneten Tagen, um die es hier geht, ist das Wohlgefallen
Allâhs noch größer. Das heißt mit anderen Worten, dass die guten Taten
in dieser Zeit einen höheren Stellenwert haben und für sie eine höhere
Belohnung ausgesetzt ist.
Daher sollte derjenige, der nicht in
der Lage ist den Haddsch zu verrichten, seine Zeit trotzdem auf die
bestmögliche Weise dazu nutzen, um Allâh, dem Erhabenen, zu dienen.
Folgende Taten sollte man vermehrt verrichten: Gebete, die
Qurân-Rezitation, das Gedenken an Allâh, Bittgebete, das Geben von
Almosen, die Eltern zu ehren, um ihr Wohlgefallen zu erlangen, die
Verwandtschaftsbande zu wahren, zum Guten aufzurufen und vom
Schlechten abzuhalten. Es gibt noch viele weitere Wege des Guten, die
man beschreiten sollte, weil all dies dazu führt, die Liebe Allâhs, des
über alles Erhabenen, zu erlangen.
Im dritten Teil dieses Artikels geht es um weitere Arten guter Taten, die man in dieser Zeit verrichten sollte.
Der hohe Stellenwert der Zehn Tage des Monats Dhu Al-Hiddscha – Teil 3
Abschließend werden hier weitere Arten guter Taten aufgeführt, die zu dieser Zeit verrichtet werden sollten:
- Des Namens Allâhs, des über alles Erhabenen, gedenken:
Das Gedenken des Namens Allâhs, des
über allem Erhabenen, zeichnet sich unter allen guten Taten besonders
aus, da es in den Worten Allâhs, des über allem Erhabenen, explizit
erwähnt wird: „…damit sie (allerlei) Nutzen für sich erfahren
und den Namen Allâhs an wohlbekannten Tagen über den aussprechen, womit
Er sie an den Vierfüßlern unter dem Vieh versorgt hat.“ (Sûra 22:28) Ibn ´Abbâs sagte
dazu: „Es sind die Zehn Tage“, was so viel heißt wie: sie lobpreisen
Ihn und danken Ihm für das, was Er ihnen an Vieh gegeben hat. Das
umfasst auch den Takbîr (das Aussprechen von: Allâhu Akbar) und die
Tasmiya (das Aussprechen von: Bismillâh) beim Schlachten der Opfertiere
und bei der Darbringung der Opfer. Der Prophet möge Allah ihn in Ehren
halten und ihm Wohlergehen schenken sagte: „So sprecht mehrfach den
Tahlîl (lâ ilâha illah Allâh), den Takbîr und den Tahmîd
(Al-Hamdulillâh).“
- Den Takbîr aussprechen heißt:
Es ist erwünscht, dass die Männer den
Takbîr in den Moscheen, in den Häusern, auf der Straße und auf den
Märkten und in den Geschäften mit erhobener Stimme und die Frauen ihn
mit leiser Stimme aussprechen. Auf diese Weise zeigt man seine
Ergebenheit gegenüber Allâh, dem über alles Erhabenen.
Eine absolut verbindliche Form des Takbîrs gibt es nicht, doch lautet die authentischste Form, so wie sie von Salmân beschrieben
wurde, folgendermaßen: „Allâhu Akbar, Allâhu Akbar, Allâhu Akbaru
Kabîrâ“ Jedoch gibt es weitere Formen, die durch Prophetengefährten und die Nachfolgegeneration überliefert wurden.
Dieser Takbîr wurde im Laufe der Zeit
von manchen Menschen vernachlässigt. Wer also die Sunna wieder einführt,
dem bietet sich die Möglichkeit, von Allâh besonders dafür belohnt zu
werden.
Es ist überliefert, dass Ibn ´Umar und Abû Huraira in
den Zehn Tagen oft auf den Markt gingen und den Takbîr sagten,
woraufhin die Leute, wenn sie den Takbîr hörten, diesen nachsagten, und
Allâh weiß es am besten.
Jedoch ist es eine Neuerung in der
Religion, den Takbîr gemeinsam auszurufen, das heißt, entweder alle
zusammen, oder dass einer ihn vorsagt und alle anderen ihn gemeinsam
nachsprechen. Der gewissenhafte Muslim muss sich von dieser Form des
Takbîrs distanzieren und stattdessen die Sunna des Propheten praktizieren.
Es ist jedoch erlaubt, jemandem, der die Form des Takbîrs nicht kennt,
diesen vorzusagen, woraufhin der andere ihn nachspricht, so dass es ihm
leichter fällt, ihn zu lernen. Die Behauptung, dass der gemeinsame
Takbîr, die ursprüngliche Sunna wieder ins Leben ruft, ist
folgendermaßen zu widerlegen: nur das Aussprechen des Takbîrs mit
erhobener Stimme entspricht der Sunna, nicht jedoch das gemeinsame
Aussprechen. Wer also die Sunna praktizieren will, der sollte nicht
darauf warten, dass sie von anderen praktiziert wird, sondern er sollte
zu den ersten gehören, die sie für sich alleine wieder ins Leben rufen.
So werden andere seinem Beispiel folgen.
- Das Fasten:
Hafsa sagte: „ Es gibt vier Dinge, die der Prophet nie
unterließ: das Fasten an ´Âschûrâ, an den Zehn (Tagen), an drei Tagen
eines jeden Monats und die zwei Rak´a der Vormittagszeit.“
Gemeint ist hier, dass neun Tage oder
weniger gefastet werden sollen, denn am Tag des Festes ist es
bekanntlich untersagt zu fasten. Was jedoch bei vielen Unwissenden
üblich ist, nämlich, dass sie vom Monat Dhû Al-Hidscha immer nur den
siebten, den achten und den neunten Tag fasten, entspricht keiner
Überlieferung.
- Das Opfertier darbringen:
Es ist für denjenigen, der finanziell dazu in der Lage ist, eine Sunna muakkada (eine vom Propheten regelmäßig
verrichtete Sunna), das Opfertier des Haddsch auch dann zu schlachten,
wenn er nicht pilgerte. Manche Gelehrte, wie Ibn Taimiyya, sagten, das
Schlachten sei eine Pflicht, denn Allâh, der Erhabene, befahl Seinem
Propheten schließlich dies zu tun.
Allâh, der Erhabene, sagte: „So bete zu deinem Herrn und opfere.“ (Sûra 108:2) Der Vers bezieht sich auf das Festgebet und auf das Schlachten des Opfertiers, das der Prophet nie unterließ. Ibn ´Umar Möge Allah mit ihm zufrieden sein sagte: „Der Prophet pflegte während seines zehnjährigen Aufenthaltes in Madîna immer zu opfern.“
- Das Festgebet:
Die Verrichtung des Festgebetes ist
eine pflichtähnliche Sunna. Es gibt sogar starke Meinungen, die besagen,
dass es eine Pflicht sei, an diesem Gebet teilzunehmen und der Chutba
zuzuhören. Man soll sich dabei des Sinnes dieses Festes bewusst werden
und erkennen, dass es ein Tag des Dankens und der Verrichtung guter
Taten ist.
Der Vorzug der zehn Tage von Dhû Al-Hiddscha
Allâh zeichnet Sich durch die Eigenschaft aus, zu erschaffen und auszuwählen: Allâh der Erhabene sagt: „Und dein Herr erschafft, was Er will, und wählt. Ihnen aber steht es nicht zu, zu wählen. Rein und erhaben ist Er über das, was sie beigesellen.“ (Sûra 28:68) Zu den Zeichen Seiner Barmherzigkeit gegenüber den anbetend Dienenden gehört, dass Er einige Zeiten bevorzugt: Er wählte Zeiten aus, die einen besonderen Vorzug haben und in denen es mehr Belohnung gibt, damit die Menschen motiviert werden, ihre Entschlossenheit erneuern und in guten Taten und Wohltätigkeit wetteifern. Zu diesen besonderen Zeiten gehören die ersten zehn Tage des Monats Dhû Al-Hiddscha, die einen besonderen Vorzug und einige Besonderheiten aufweisen.
Allâh, der Erhabene, schwört in Seiner Offenbarungsschrift bei diesen Tagen, um deren Vorzug und Wichtigkeit zu betonen: „Beim Morgengrauen, und den zehn Nächten, und dem Geraden und dem Ungeraden.“ (Sûra 89:1-3) Viele Gelehrte sagten, dass dies die ersten zehn Tage des Monats Dhû Al-Hiddscha sind.
Der Prophet bezeugte,
dass sie die großartigsten Tage dieser Welt sind und dass die guten
Taten während dieser Tage besser sind als an anderen. Dies wird von Ibn
Abbâs überliefert: Der Prophet sagte: „An
keinen Tagen sind die guten Taten besser und bei Allâh beliebter als an
diesen zehn Tagen.“ Die Gefährten fragten: „O Gesandter Allâhs, nicht
einmal der Dschihâd um Allâhs willen?“ Er antwortete: „Nicht einmal der
Dschihâd um Allâhs willen, außer wenn ein Mann mit seinem Leben und
Vermögen auszog und mit nichts zurückkehrte.“ Überliefert von At-Tirmidhî, der ursprüngliche Hadîth ist bei Al-Buchârî überliefert. Von Ibn Umar ist im Musnad Ahmads überliefert: Keine
Tage sind in Bezug auf Taten bei Allâh wichtiger und beliebter als
diese zehn: Sagt an ihnen vermehrt „lâ ilâha illâ Allâh“, „Allâhu akbar“
und „Al-Hamdu lillâh“!
Zu diesen Tagen gehört der Tag von Arafa, über den der Prophet – wie dies Â`ischa überlieferte – sagte: „An
keinem Tag befreit Allâh mehr anbetend Dienende vom Höllenfeuer als am
Tag von Arafa, Er nähert Sich und zeigt sie stolz den Engeln und fragt:
»Was wünschen diese?«“ Überliefert von Muslim. Dies ist der Tag des Verzeihens der Sünden: An diesem Tag zu fasten, tilgt die Sünden zweier Jahre.
Zu diesen Tagen gehört auch der Opfertag, der für Allâh wichtigste Tag: Der Prophet sagte: „Die wichtigsten Tage bei Allâh sind der Tag des Opferns und der Tag der Ruhe (Tag nach dem Opfertag).“Überliefert von Abû Dâwûd.
Die Gelehrten diskutierten, ob nun
diese zehn oder die letzten zehn Tage des Ramadân besser seien: Die
gewichtigste Meinung ist die einiger Gelehrten, die sagten, dass die
ersten zehn Tage Dhû Al-Hiddschas besser sind als die letzten zehn Tage
des Ramadân und dass die Nächte der letzten zehn Tage des Ramadân besser
sind als die Nächte in den ersten zehn Tage Dhû Al-Hiddschas, indem sie
die beiden unterschiedlichen Überlieferungen kombinierten. Es ist ja
bekannt, dass die letzten zehn Tage des Ramadân auf Grund der Lailat
Al-Qadr (Nacht der Bestimmung) den übrigen Nächten bevorzugt werden, die
ersten zehn Tage Dhû Al-Hiddschas hingegen wegen der Tage, denn zu
letzteren gehören der Opfertag, der Tag von Arafa und der Ruhetag
(At-Tarwiya).
Es gibt einige Handlungen, die man laut Empfehlung einiger Hadithe besonders an diesen Tagen verrichten soll, wie etwa:
1. Reue und Rückkehr zu Allâh,
entsprechend den bekannten Bedingungen für eine aufrichtige Reue,
Hingabe zu Allâh, und man soll vermeiden, gegen die Gebote und Verbote
zu verstoßen. Allâh sagt nämlich zu Seinen Ihn anbetend Dienenden: „Wendet euch alle reumütig Allâh zu, ihr Gläubigen, auf dass es euch wohl ergehen möge!“ (Sûra 24:31) Jeder Gläubige ist stets und überall auf die Reue angewiesen.
2. Der Haddsch zum Hause Allâhs: Es
ist bekannt, dass an diesen Tagen die Pflicht des Haddsch verrichtet
wird, und der Haddsch gehört zu den besten frommen Taten, wie dies der
Prophet sagte, nachdem er über die besten Taten befragt worden war: „Der
feste Glaube an Allâh und Seinen Gesandten.“ – „Und was dann?“ – „Das
Sich-Bemühen um Allâhs willen.“ – „Und was dann?“ – „Ein fromm
verrichteter Haddsch.“ Dies wurde übereinstimmend überliefert. Der
Muslim muss also, wenn er das nötige Vermögen besitzt und bei Gesundheit
ist, diese großartige Pflicht so früh wie möglich verrichten, um diese
hohe Belohnung zu erlangen. Der Haddsch ist das Beste, was man an diesen
gesegneten Tagen tun kann.
3. Das Wichtigste, was man an diesen
Tagen tun kann, ist die Einhaltung der religiösen Pflichten – und zwar
so, wie dies im Islâm vorgesehen ist – also auf die beste und
vollkommenste Weise. Man soll dabei die entsprechenden Sunna-Handlungen
und das korrekte Benehmen beachten. Dies ist das Wichtigste, was ein
anbetend Dienender tun kann. Man soll vermehrt freiwillige Taten und
Sunna-Handlungen verrichten, wie dies in einem auf Allâh direkt
zurückführbaren Hadith erwähnt wird, den Abû Huraira überlieferte: „Mein
Mir anbetend Dienender nähert sich Mir durch nichts, was Ich liebe, so
sehr wie durch das, was Ich ihm zur Pflicht auferlegte.“ Überliefert von
Al-Buchârî. Nach dem korrekten Verrichten der Pflichten und notwendigen
Handlungen, soll der anbetend Dienende viele freiwillige und empfohlene
Handlungen verrichten. Man soll die edle Zeit nutzen und alles Gute,
was man außerhalb dieser zehn Tage zu tun pflegt, noch intensiver
betreiben. Man soll sich bemühen das zu tun, was man sonst nicht tun
konnte, sich bemühen, die Zeit für die Anbetung Allâhs einzuteilen, wie
etwa für rituelle Gebete, Qurân-Rezitation, Bittgebete, Almosen, Güte
gegenüber den Eltern und Verwandtschaftsbesuche, das Gute zu gebieten
und das Schlechte zu verhindern, gütig zu den Menschen zu sein, die
Pflichten gegenüber den Anderen achten und vieles mehr an guten Taten,
die man nicht zählen kann.
4. Zu den Handlungen, die durch
Quellen belegt sind, gehört das häufige Erwähnen Allâhs und speziell das
Aussprechen des Takbîrs (der Worte Allâhu akbar), wie Allâh der
Erhabene sagt: „Damit sie allerlei Nutzen für sich erfahren und
den Namen Allâhs an wohlbekannten Tagen über dem aussprechen, womit Er
sie an Weidetieren unter dem Vieh versorgt hat.“ (Sûra 22:28)
Die Mehrheit der Gelehrten sagt, dass hiermit die ersten zehn Tage Dhû
Al-Hiddschas gemeint sind; ein weiterer Beleg ist der bereits erwähnte
Hadîth Ibn Umars: „Sagt an ihnen vermehrt „lâ ilâha illâ Allâh“, „Allâhu akbar“ und „Al-Hamdu lillâh.“ Überliefert von Ahmad.
Es ist Sunna, allgemein den Takbîr
laut auszurufen, und zwar ab dem ersten Tag von Dhû Al-Hiddscha: man
kann dies in den Moscheen, zu Hause, auf der Straße, den Märkten und an
anderen Orten tun. Die Männer rufen ihn laut aus, die Frauen leise, um
zu zeigen, dass man Allâh hoch in Ehren hält. Darin fährt man bis zum
Nachmittagsgebet des letzten Festtages (13. des Haddschmonats) fort.
Diese Handlung gehört zu den vergessenen Sunna-Handlungen, die man in
diesen Tagen wieder beleben soll. Von Ibn Umar und Abû Huraira wird
überliefert, dass sie an den ersten zehn Tagen auf den Markt gingen und
den Takbîr ausriefen, woraufhin die Leute dies ihnen nachtaten.
Der spezielle Takbîr nach den
Pflichtgebeten beginnt ab dem Morgengebet des Tages von Arafa und wird
bis zum Nachmittagsgebet des letzten Festtages fortgesetzt. Allâh sagt:„Gedenket Allâhs an bestimmten Tagen!“ (Sûra 2:203), und der Prophet sagte: „Die Festtage sind Tage des Essens und Trinkens sowie des Gedenkens an Allâh.“ Überliefert von Muslim.
5. An diesen Tagen ist es besonders
gut zu fasten, es gehört natürlich ganz allgemein zu den guten
Handlungen, wird jedoch in einigen Hadithen besonders empfohlen, wie
etwa der von Hafsa :„Viererlei unterließ der Prophet nie: Das Fasten am Âschûrâ-Tag, an den Zehn und an drei Tagen jeden Monats sowie zwei Rak’as vor dem Mittagsgebet.“ Überliefert
von Abû Dâwûd und Anderen. Es sind natürlich die ersten neun Tage
gemeint, da es verboten ist, am Festtag zu fasten: Imâm An-Nawawî sagte
über die ersten zehn Tage des Haddschmonats: „Es ist sehr empfohlen an
diesen Tagen zu fasten.“ Am meisten ist es erwünscht, den Tag von Arafa
zu fasten, außer für den Pilger. Es wird nämlich authentisch von Abû
Qatâda überliefert, dass Allâhs Gesandter über das Fasten am Tag von Arafa befragt wurde. Er antwortete: „Es tilgt, was im vergangenen Jahr und dem restlichen Jahr ist.“ Überliefert von Muslim.
6. Zu den guten Handlungen gehört das
Opfern, es ist eine stark betonte Sunna für den Vermögenden. Einige
Gelehrte sahen es gar als Pflicht an; der Prophet verrichtete diese Tat
stets.
Die nützlichsten Taten im Monat Dhû Al-Hiddscha
Dhû Al-Hiddscha ist der zwölfte und letzte Monat des Hiddschri-Kalenders. Er ist einer der geheiligten Monate, die im Qurân erwähnt werden (Sure 9:36). Diese Monate sind speziell: Radschab (der siebte Monat), Dhû Al-Qi´da (der elfte), Dhû Al-Hiddscha (der zwölfte) und Muharram (der erste). So bestimmte es Allâh in Seiner Schöpfung. Von allen Orten wählte Er der Allmächtige Makka und bevorzugte es vor allen anderen Städten. Und von allen Menschen wählte der Allmächtige den Propheten Muhammad . Und von den zwölf Mondmonaten wählte der Allmächtige vier als geheiligte.
Anderen in den geheiligten Monaten zu
schaden ist eine größere Sünde als ihnen in den anderen Monaten zu
schaden. Vor dem Islâm pflegten die Araber sich vom Kämpfen während
dieser Monate in einem Ausmaß fernzuhalten, dass jemand, wenn er während
dieser Monate denjenigen träfe, der seinen Vater oder Bruder getötet
hatte, diesen noch nicht einmal verletzen würde. Dieser Brauch von ihnen
war ein Überrest vom Weg Ibrâhîms Möge Allah ihn in Ehren halten. Daher
hatte es seine Wurzeln in der Offenbarung. Als dann der Islâm kam,
setzte er geheiligten Charakter dieser Monate wieder ein, auch wenn er
das Verbot der Kriegsführung während dieser Monate aufhob.
1. Fasten an Tagen des Haddsch
Was das Fasten an den ersten neun Tagen des Dhû Al-Hiddschabetrifft, so ist nicht überliefert, dass sich der Prophet strengstens
daran hielt. Es ist jedoch gut für einen Muslim an den meisten oder an
allen dieser Tage zu fasten, und zwar wegen der Tatsache, dass das
Fasten unter die Kategorie der „guten Taten“ fällt. Jedoch sollte man
auch auf die Tatsache achten, dass die guten Taten, die darin verrichtet
werden, sich nicht auf das Fasten beschränken.
2. Aussprechen von Allâhu Akbar
Vielmehr sollte man eine Vielzahl von
guten Taten während dieser Tage verrichten – vor allem Almosengeben, gut
zu Anderen zu sein, Rezitation des Qurân, Sprechen von Gedenkgebeten an
Allâh und besonders das Wiederholen des Aussprechens von „Allâhu
Akbar.“ Al-Buchârî überlieferte, dass Ibn Umar und Abû Huraira an
den ersten zehn Tagen von Dhû Al-Hiddscha auf die Marktplätze zu gehen
und wiederholt „Allâhu Akbar“ zu sagen pflegten und die Menschen ihnen
darin folgten.
3. Fasten am Arafât-Tag
Das Fasten am Arafât-Tag ist sehr
wichtig. Jeder Muslim, der an diesem Tag fasten kann, sollte es wegen
dessen großen Nutzen tun. Der Prophet sagte: „Das Fasten am Arafât-Tag tilgt die Sünden von zwei Jahren, dem vorigen und dem kommenden.“ (Muslim) Der Prophet sagte ferner: „Es gibt keinen Tag, an dem Allâh der Erhabene mehr Menschen vom Feuer der Hölle befreit, als Er dies amArafât-Tag tut.“
4. Fest-Opfer
Dhû Al-Hiddscha ist der Monat des Îd
Al-Adhâ, des Opferfestes, das vier Tage lang dauert. Der Zehnte des Dhû
Al-Hiddscha ist der erste Tag. Es ist auch als der Tag des Schlachtens
(Yaum An-Nahr) bekannt, weil an ihm das Opferbringen des Viehs beginnt.
An diesem Tag wird allen Muslimen, alt und jung, Frauen und Männern,
empfohlen am Festgebet teilzunehmen. Das Fasten an ihm ist verboten.
5. Die drei Tage des Taschrîq
Nach dem ersten Festtag kommen die
drei Tage des Taschrîq. Taschrîq bedeutet, etwas dem Sonnenlicht
aussetzen, und diese Tage haben diesen Namen, weil sie Tage sind, an
denen die Leute das geschächtete Fleisch ihrer Opfergaben der Sonne
aussetzen, nachdem sie es gesalzen haben, damit sie entweder Rind,-
Lamm- oder Kamel-Trockenfleischstreifen daraus machen. Das Fasten an
diesen drei Tagen (und dem vorherigen ersten Festtag) ist verboten, und
zwar wegen der Aussage des Propheten : „Die Tages des Taschrîq sind Tage des Essens, Trinkens und des Gedenken Allâhs.“
6. Lektionen der Besinnung
Es gibt Lektionen, die vom Ziel dieser zehn Tage gelernt werden können, für die Strapazen im Verrichten guter Taten.
- Wir lernen, dass es unter
zahlreichen guten Werken wichtig ist, dass wir nicht einfach irgendetwas
machen, was in sich selbst gut ist; vielmehr sollten wir Gutes tun, das
der Zeit angemessen ist. Daher strengen wir uns in einer Weise im
Ramadân an und in einer anderen in Dhû Al-Hiddscha.
- Diese Tage sind ein Segen und ein Ansporn für das Tun von Gutem während des ganzen Jahres.
- Sie sind eine Erinnerung daran, dass
wir befristete Tage in diesem Leben haben. Wie die Tage des Dhû
Al-Hiddscha kommen und gehen, kommen und gehen die Tage des Lebens, und
deshalb sollten wir sie auf die bestmögliche Weise nutzen.
- Diese Tage bieten eine Möglichkeit
für diejenigen, die das Gefühl haben, dass sie den Ramadân nicht wie
erhofft verbrachten, um irgendwelche Mängel wieder gut zu machen, was
einen lehrt, immer in die Zukunft zu schauen. Wenn man also bemerkt,
dass man in seiner Anbetung, in seinen guten Taten, in seiner
Wachsamkeit oder in seinem Glauben nachließ, dann lernt man – anstatt
sich mit Schuld und schlechten Gefühlen zu belasten -sich mit jedem
neuen Tag anzustrengen.
Vorzüge der ersten zehn Tage des Monats Dhû Al-Hiddscha – Teil 1
Für deren Vorzüge spricht vieles:
Erstens: Der Qurân-Vers: “Bei der Morgendämmerung und den zehn Nächten!“ (Sûra
89:1-2) Viele Gelehrte meinen, dass es sich hier um die zehn Nächte von
Dhû Al-Hiddscha handelt. Diese Meinung finden wir korrekt. Über ihre
Bestimmung äußerte sich der Prophet jedoch nicht.
Zweitens: Der Prophet stellte in vielen Hadîthen fest, dass sie die bedeutendsten Tage des Diesseits sind, wie etwa im folgenden Hadîth: “Es
gibt keine Tage, an denen die guten Werke Allâh lieber sind als an
diesen zehn Tagen.“ Man fragte: “O Gesandter Allâhs, nicht einmal der
Dschihâd um Allâhs willen?!“ Er entgegnete: “Und nicht einmal der
Dschihâd Allâhs willen, es sei denn, es handelt sich um jemanden, der
Blut und Gut opfert.“ (Al-Buchârî)
In einem anderen Hadîth sagte er: “Es
gibt keine Tage, die bei Allâh bedeutender sind und an denen Ihm die
guten Werke lieber sind als an diesen zehn. Sagt also häufiger ‘lâ ilâha
illâ Allâh’, ‘Allâhu akbar’ und ‘Al-Hamdulillâh’!“
Diese zwei Hadîthe deuten darauf hin,
dass jeder Tag dieser zehn Tage besser als jeder Tag der anderen Tage im
Jahr ist, was auch immer dieser sei, ob Freitag oder ein anderer Tag.
Freitage innerhalb dieser zehn Tage sind besser als sonstige Freitage,
die außerhalb dieser zehn liegen, da sie in diesem Fall zwei Vorzüge
vereinen.
Drittens: Der Prophet rief dazu auf, an diesen Tagen Gutes zu tun und oft “lâ ilâha illâ Allâh” und “Allâhu akbar” zu sagen.
Viertens: Der ‘Arafât- und der Schlachttag fallen in diese zehn Tage.
Fünftens:Kennzeichnend
nur für diese zehn Tage ist, dass die wesentlichen Anbetungshandlungen
auf sie fallen, nämlich das Gebet, das Fasten, das Almosengeben und der
Haddsch.
Die Arten des guten Tuns während dieser zehn Tage:
Die Vorzüglichkeit der Zeit bedingt
die Vorzüglichkeit des Tuns, weshalb Allâh die Vorzüge des guten Tuns
innerhalb der zehn Tage von Dhû Al-Hiddscha zum Ausdruck brachte. Somit
vereint das gute Tun in diesen zehn Tagen zwei Vorzüge in sich: den
Vorzug des guten Tuns und den der zehn Tage.
Als gutes Tun während dieser zehn Tage könnte Folgendes dienen:
1. Aufrichtige Reue. Sie
ist das Zurückkehren zu Allâh, das Verzichten auf das, was Er
verabscheut, sei es Offenes oder Verborgenes, die Beschäftigung mit dem,
was Er liebt, sei es Offenes oder Verborgenes, die Reue über begangene
Sünden, das Ablassen davon und die feste Absicht, sie nie wieder zu
begehen. Das Empfinden von Reue resultiert aus dem Vernachlässigen einer
Verpflichtung oder dem Begehen eines Verbotes. Jeder Muslim sollte Reue
üben, sobald er eine Sünde begangen hat, wann auch immer dies sei, denn
niemand weiß, wann er stirbt. Die Sünden verleiten außerdem zu mehr
Sünden. Die Verwerflichkeit der Sünden sowie deren Bestrafung erhöhen
sich je nach Vorzüglichkeit der Zeit, in der sie begangen werden, und je
nach der Vorzüglichkeit der Orte, an denen sie verübt werden. Allâh
sagt: “O ihr, die den Glauben verinnerlicht, kehrt um zu Allâh in aufrichtiger Reue!“ (Sûra 66:8)
Der verstorbene Gelehrte Ibn Al-Qaîjm
meinte: „Die Aufrichtigkeit der Reue bedingt drei Angelegenheiten: dass
man über alle Sünden Reue empfindet, dass man aufrichtig bereut und dass
man seine Reue von jedem Makel befreit. Auf diese Weise ist die Reue
vollkommen.
2. Das Verrichten des Haddsch und der Umra. Diese
zwei Anbetungshandlungen fallen in diese zehn Tage, und auch die
meisten Haddsch-Riten erfolgen innerhalb dieser Tage. Der Prophet rief
dazu auf, diese zwei großen Anbetungshandlungen vorzunehmen, weil sie
einen enormen Einfluss auf die Befreiung der Seelen von Makel, Sünden
und Übeltaten ausüben. Somit ist man der Belohnung durch Allâh im
Jenseits würdig.
3. Die Erfüllung der Verpflichtungen. Gemeint
ist damit die Verrichtung der Verpflichtungen zu den dafür bestimmten
Zeiten auf die vollkommene Weise und in der Form, wie sie der Prophet auszuführen
pflegte, indem man die Sunna und die Regeln beachtet. Die Erfüllung der
Verpflichtungen sollte das Erste sein, womit man sich beschäftigt. Nach
einer Aussage von Abû Huraira berichtete Al-Buchârî, dass der Prophet in einem Hadîth Qudsî sagte: “Wer
einen Meiner aufrichtigen anbetend Dienenden anfeindet, dem erkläre Ich
den Krieg. Mein Diener sucht Meine Nähe mit nichts, was Mir lieber ist
als mit dem, was Ich ihm auferlegte. Je mehr Mein Diener Meine Nähe mit
freiwilligen zusätzlichen Anbetungshandlungen sucht, umso mehr liebe Ich
ihn. Liebe Ich ihn, so bin Ich sein Gehör, mit dem er hört, sein
Antlitz mit dem er sieht, seine Hand, mit der er greift, und sein Fuß,
mit dem er geht. Bittet er Mich um irgendetwas, so gewähre Ich ihm
dieses. Sucht er bei Mir Unterstützung, so gewähre Ich ihm diese. Ich
zögere bei keiner Angelegenheit, die Ich erledige, es sei denn, dass es
sich um den Tod eines Gläubigen handelt: er hasst den Tod und Ich hasse
Meinerseits, ihn zu kränken.“
Der Hadîth-Gelehrte Ibn Hadschar
meinte: “Die Erfüllung der Verpflichtungen, wie es sich geziemt,
bedeutet, der Aufforderung nachzukommen, den Auffordernden zu
respektieren, ihn mit Ergebenheit ihm gegenüber zu ehren, nach der Größe
der Gottheit und der Hingabe des Dienens zu handeln. Somit ist die
Anbetung das größte Tun.“ (9) Die Erfüllung dieser Verpflichtung ist für
die Gläubigen kennzeichnend. Allâh sagt über sie: “und diejenigen, die ihr rituelles Gebet einhalten.“ (Sûra
70:34) Lobenswerter ist jedoch die Erfüllung der Pflichten innerhalb
dieser Tage, und zwar davon ausgehend, dass Allâh das gute Tun in ihnen
besonders liebt und dafür doppelt belohnt.
Vorzüge der ersten zehn Tage des Monats Dhû Al-Hiddscha – Teil 2
Viertens: Mehr gute Taten. Allâh liebt gute Handlungen zu jeder Zeit und an allen Orten. Besonders liebt sie Allâh an diesen gesegneten Tagen. Das deutet wiederum auf die Vorzüglichkeit guter Werke während dieser Tage sowie auf das Ausmaß der Belohnung hin. Wer den Haddsch innerhalb dieser Tage nicht vornehmen kann, sollte sich mit sonstigen Anbetungshandlungen beschäftigen, wie beispielsweise mit dem Gebet, mit der Qurân-Rezitation, mit dem Gedenken Allâhs, mit Bittgebeten, mit Güte gegenüber den Eltern, mit der Pflege der Verwandtschaftsbande, mit dem Gebieten des Rechten und dem Verbieten des Verwerflichen und mit sonstigen gütigen Handlungen. Das alles gehört zu den Mitteln, durch die man die Liebe Allâhs erlangt.
Fünftens: Allâhs Gedenken. Im
Vergleich zu anderen Handlungen genießt das Gedenken Allâhs eine
besondere Stellung, und zwar davon ausgehend, dass es im Qurân erwähnt
ist. Allâh sagt: “damit sie Zeuge von Vorteilen für sich werden und den Namen Allâhs an wohlbekannten Tagen über dem aussprechen…“ (Sûra 22:28). Ibn ‘Abbâs meinte:
“Mit diesen Tagen sind die zehn Tage gemeint.(10) Das Gedenken Allâhs
beinhaltet den Takbîr und das Aussprechen von Allâhs Namen beim
Schlachten der Opfertiere und der Tiere, deren Schlachtung als Sühne
dient. (11) Der Prophet sagte: “Sagt an ihnen häufig ‘lâ ilâha illâ Allâh’, ‘Allâhu akbar’ und ‘Al-Hamdulillâh’.“
Sechstens: Takbîr. Es
ist empfehlenswert, laut “Allâhu akbar” zu sagen, sei es zu Hause, auf
der Straße oder auf dem Markt. Die Männer artikulieren ihn laut und die
Frauen leise. Es dient nämlich der Erklärung der Verehrung Allâhs. Was
die Takbîr-Formeln anbelangt, so gibt es diesbezüglich keine
authentische Überlieferung, die auf den Propheten zurückgeht. Von Salmân überliefert
man jedoch folgende Formel: “Allâhu akbar, Allâhu akbar, Allâhu akbaru
kabîra.“ Allâh ist am größten, Allâh ist am größten, Allâh ist am
größten – so groß!). Daneben gibt es weitere Überlieferungen, die von
anderen Prophetengefährten und deren Nachfolgegenerationen überliefert wurden. (12)
Für manche Menschen wurde der Takbîr
zu einer schon längst unterlassenen Sunna. Deshalb ist dessen Belebung
eine Chance, Belohnung zu erlangen. In diesem Zusammenhang sagte der
Prophet : “Wer
eine meiner Sunna-Handlungen wiederbelebt, die nach mir vernachlässigt
wurde, der verdient Anteil an der Belohnung, die dem Anteil desjenigen
gleicht, der sie beachtet, ohne dass von ihren jeweiligen Belohnungen
etwas verringert wird.“. Es steht fest, dass Ibn ‘Umar und Abû Huraira den
Takbîr immer dann sprachen, wenn die zehn Tage kamen, woraufhin die
Menschen sie nachahmten. Höchstwahrscheinlich erinnerten sie die
Menschen an das Gedenken Allâhs, weshalb sie Allâh gedachten.
Das gemeinsame Aussprechen des Takbîr
in einer Gemeinschaft oder derart, dass einer die Takbîr-Formel
ausspricht und die Anwesenden ihm nachsprechen, ist zu vermeiden, denn
dies gehört zu den verwerflichen Neuerungen in den religiösen
Angelegenheiten, wovon der Muslim ablassen soll, sofern er auf die
Befolgung der Sunna des Propheten bedacht
ist. Handelt es sich um jemanden, der die Takbîr-Formel nicht kennt,
dann ist es erlaubt, ihn diese Formel so lange zu lehren, bis er sie
auswendig lernt. Würde jemand sagen, das Aussprechen des Takbîr in einer
Gemeinschaft sei ein Beweggrund zur Wiederbelebung dieser Sunna, würde
man ihm entgegnen, dass allein das laute Aussprechen des Takbîr die
Wiederbelebung dieser Sunna ist. Warum sollte es dann in Gemeinschaft
erfolgen? Hinzu kommt noch, dass derjenige, der die Sunna befolgen
möchte, nicht auf das Tun Anderer wartet. Vielmehr sollte er der Erste
sein, der sie befolgt, um den Anderen ein Vorbild zu sein.
Siebtens: Das Fasten. Von Hafsa berichtete man, dass sie sagte: “Von viererlei ließ der Prophet nie
ab. Dem Fasten am ‘Âschûrâ’-Tag, an den Zehn und an drei Tagen jedes
Monats sowie dem Beten von zwei Rakâ vor dem Morgengebet.“. Mit den
“Zehn” sind die neun ersten Tage oder einige davon gemeint. Dies ist so,
weil man am Festtag nicht fasten darf. Was die unter den Laien, vor
allem unter Frauen, verbreitete Vorstellung anbelangt, dass man am
siebten, achten und neunten Tag von Dhû Al-Hiddscha fasten soll, so gibt
es für diese Bestimmung keinen islâmischen Beweis.
Achtens: Das Schlachten eines Opfertieres. Es
handelt sich um eine Sunna, die die Wohlhabenden befolgen sollten.
Einige Rechtsgelehrte, wie beispielsweise Ibn Taimiyya, meinten
hingegen, diese Sunna müssen die Wohlhabenden befolgen. Allâh forderte
Seinen Propheten nämlich auf zu schlachten, indem Er ihm sagte:“So verrichte das rituelle Gebet für deinen Herrn und opfere!“(Sûra 108:2) In diesem Vers wird vom Festgebet und von der Schlachtung der Opfertiere gesprochen, weshalb der Prophet auf beides bedacht war. Ibn ‘Umar sagte: “Der Prophet hielt sich in Madîna zehn Jahre lang auf, in denen er zu schlachten pflegte.“.
Neuntens: Das Festgebet ist eine Sunna, die der Prophet regelmäßig
verrichtete. Deshalb muss man daran teilnehmen und sich die Ansprache
anhören. Man sollte über den Sinn der Verordnung dieses Festes
nachdenken. Es ist ein Tag, an dem man Allâh dankt und Gutes tut.
Fehler während der zehn ersten Tage im Monat Dhû Al-Hiddscha – Teil 1
Wir befinden uns nun in einer gesegneten Zeit, nämlich in den ersten zehn Tagen des Monats Dhû Al-Hiddscha. Diese ist die Zeit von Anbetungshandlungen, die der Mensch zum Anlass nehmen sollte Allâhs Nähe zu suchen. Es ist zu hoffen, dass ihn eine der Gnadenerweise Allâhs erreicht, worauf er Glück sowohl im Diesseits als auch im Jenseits hat. Durch dieses Glück wird er ruhig dem Tod und der Todespein sowie im Grab und beim Passieren des Sirât (der Brücke über die Hölle)
Die ersten zehn Tage des Dhû
Al-Hiddscha zeichnen sich unter allen anderen Tagen durch vielfältige
Anbetungshandlungen aus. In diesem Sinne sagt der Hadîth-Gelehrte Ibn
Hadschar in seinem Werk Fath Al-Bârî: “Die Auszeichnung der ersten zehn
Tage im Dhû Al-Hiddscha geht darauf zurück, dass die wichtigsten
Anbetungshandlungen darin übereinstimmen, nämlich das rituelle Gebet,
das Ramadân-Fasten, Zakât und Haddsch. Das ist ausschließlich für diese
zehn Tage kennzeichnend.“(Fath Al-Bârî)
Davon ausgehend möchten wir die Leser
auf die Fehler aufmerksam machen, die sie in dieser gesegneten Zeit
begehen könnten, womit wir darauf abzielen, dass sie vermieden werden.
Erstens: allgemeine Fehler
1- Einige Menschen lassen die ersten
zehn Tage im Dhû Al-Hiddscha völlig achtlos verstreichen. Dies ist ein
offensichtlicher Fehler, da diesen Tagen große Vorteile zukommen, und
zwar unter Ausschluss der sonstigen Tage. Vom Propheten Möge Allah ihn
in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken berichtete man in diesem
Zusammenhang folgenden authentischen Hadîth: “ An keinen anderen Tagen ist das Vollbringen guten Tuns Allâh lieber als an diesen zehn Tagen.“ (Sahîh Al-Buchârî)
2- Manche Menschen beschäftigen sich
weder mit dem Tasbîh (subhân Allâh) noch mit dem Tahlîl (lâ ilâha illâ
Allâh) oder mit dem Tahmîd (al-hamdu lillâh). Diesen Fehler begehen sehr
viele Menschen, egal wie gebildet oder ungebildet sie sein mögen. Der
Muslim sollte sich aber mit dem Takbîr beschäftigen, sobald die zehn
Tage des Dhû Al-Hiddscha beginnen. Mit dem Takbîr hört der Muslim erst
auf, wenn die Taschrîq-Tage (11. – 13. Dhû Al-Hiddscha) zu Ende gehen,
weil Allâh sagt: “und den Namen Allâhs an wohlbekannten Tagen über den aussprechen, …“
(Sûra 22:28) Die wohlbekannten Tage sind die ersten zehn Tage des Dhû
Al-Hiddscha. Die abgezählten Tage sind aber die Taschrîq-Tage, stellt
Ibn ‘Abbâs möge Allah mit ihnen zufrieden sein fest. (Sahîh Al-Buchârî:
Buch der zwei Feste: Kapitel: Vorzüglichkeit der Taten während der
Taschrîq-Tage. Siehe auch Fath Al-Bârî)
Der Gelehrte Al-Buchârî sagt: “Ibn
‘Umar und Abû Huraira möge Allah mit beiden zufrieden sein pflegten
während der ersten zehn Tage im Dhû Al-Hiddscha auf die Märkte zu gehen,
und dort den Takbîr zu sprechen, worin ihnen die Leute folgten.“ (Sahîh
Al-Buchârî)
Dieser Takbîr sollte aber nicht in
Gruppen vorgenommen werden sowie ohne Tanzen, ohne Musik und ohne
zusätzliche Formeln, die von der Sunna abweichen, die polytheistisch
geprägt sind oder die vom Propheten Möge Allah ihn in Ehren halten und
ihm Wohlergehen schenken nicht überliefert wurden.
3- Es gibt Frauen, die den Takbîr oder
Tahlîl laut aussprechen. Es wurde jedoch nie davon berichtet, dass die
Mütter der Gläubigen denTakbîr laut ausgesprochen hatten. Dieser Fehler
ist zu vermeiden.
4- In der gegenwärtigen Zeit kam es
zur Erweiterung der Takbîr-Formel. Das ist aber falsch. Die richtigste
Takbîr-Formel ist diejenige, die ‘Abdurrazzâq mit authentischer
Überlieferungskette von Salmân überlieferte, der sagte: “Lobpreist
Allâh, indem ihr sagt: Allâhu Akbar, Allâhu Akbaru kabîra“ (Allâh ist am
größten, Allâh ist äußerst groß). Dies wurde auch von Sa’îd ibn
Dschubair und Mudschâhid möge Allah mit ihnen zufrieden sein überliefert
und ist ferner die Meinung von As-Schâfi’î. Er fügte dieser Formel nur
folgenden Zusatz hinzu, nämlich “wa lillâhi-l-hamd“ (der Lobpreis ist
Allâhs). Man sagte ferner: Die Takbîr-Formel sollte dreimal
ausgesprochen werden, wonach man den Satz “lâ ilâha illa allâh wahdahû
lâ scharîka lah“ hinzufügt (Es gibt nichts Verehrungswürdiges außer
Allâh, Er ist der Einzige und hat keine Partner) Man sagte weiterhin:
Die Takbîr-Formel sollte zweimal ausgesprochen werden, wonach man den
Satz “lâ ilâha illa allâh, allâhu akbar, allâhu akbar, allâhu akbar, wa
lillâhi-l-hamd!“ hinzufügt (Es gibt nichts Verehrungswürdiges außer
Allâh. Allâh ist am größten, Allâh ist am größten, Allâh ist am größten
und Allâhs ist der Lobpreis). So wurde es nämlich von ‘Umar, Ibn Mas’ûd,
Ahmad und Ibn Ishâq möge Allah mit ihnen zufrieden sein überliefert.
(Fath Al-Bârî)
Nun kommen wir darauf zu sprechen, dass der Takbîr auf zweierlei Formulierung erfolgen könnte:
Die erste Formel: ”Allâhu
Akbar, Allâhu Akbar, lâ ilâha illâ allâh, Allâhu Akbar,
walillâhi-l-hamd“ (Es gibt nichts Verehrungswürdiges außer Allâh. Allâh
ist am größten, Allâh ist am größten, Allâh ist am größten und Allâhs
ist der Lobpreis)
Die zweite Formel: ” Allâhu Akbar, Allâhu Akbar, Allâhu Akbaru kabîra“ (Allâh ist am größten, Allâh ist am größten, Allâh ist äußerst groß).
Die sonstigen Formeln, die in den
Werken der Rechtsschulen wie beispielsweise in Al-Madschmû’ zu finden
sind, sind nicht richtig, auch wenn der Verfasser dieses Werkes (Imâm
An-Nawawî) hoch zu schätzen ist. Es könnte wohl sein, dass sich diese
Formeln auf andere Tage als die ersten zehn Tage im Dhû Al-Hiddscha
beziehen.
5- Das Fasten an den Taschrîq-Tagen:
Dies ist verboten. So berichtete man vom Propheten Möge Allah ihn in
Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken. Diese Tage sind vielmehr
Festtage, die für Essen und Trinken bestimmt sind. In diesem Sinne sagte
der Prophet Möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen
schenken: “Der ‘Arafât-Tag, der Schlachttag und die Taschrîq-Tage sind unser, der Muslime, Fest. Sie sind für Essen und Trinken bestimmt.“ (Sahîh Sunan Abû Dâwûd).
6- Man fastet einen Tag oder mehrere
Tage dieser ersten zehn Tage, während man zum Nachholen des Fastens
eines Tages oder mehrerer Tage vom Ramadân verpflichtet ist. Das ist ein
offensichtlicher Fehler, worauf aufmerksam gemacht werden sollte. Das
Fasten als Nachholen für Ramadân-Tage ist nämlich eine Pflicht, während
das Fasten der zehn Tage im Dhû Al-Hiddscha eine Sunna ist. Keineswegs
darf die Sunna der Pflicht vorangestellt werden. Wer einige Ramadân-Tage
nicht fastete, der sollte sich zuerst mit dem Nachholen des Fastens
dieser Tage beschäftigen und erst dann mit dem freiwilligen Fasten. Was
diejenigen betrifft, die das Nachholen des Fastens einiger Ramadân-Tage
innerhalb dieser zehn Tage vornehmen, vor allem montags und donnerstags,
und zwar um alle Belohnungen des Fastens dieser Tage zu erlangen, so
stützt sich deren Vorgehen auf gar keinen religiösen Hintergrund, und
soweit wir wissen, geht diese Ansicht auf keinen Prophetengefährten
zurück. Hätte dafür ein religiöser Beweis gesprochen, so hätten wir
sicherlich davon Bescheid gewusst: Das Durcheinanderbringen der
Anbetungshandlungen ist nicht gerade auf die Leichte Schulter zu nehmen.
Doch unterschätzt die Mehrheit der Massen dieses Durcheinander!
Fehler während der zehn ersten Tage im Monat Dhû Al-Hiddscha – Teil 2
Zweitens: Fehler während des ‘Arafât-Tages
1- Dass man den ‘Arafât -Tag nicht
fastet, ist ein großer Fehler. Es ist hier zu erwähnen, dass dieser Tag
der beste dieser zehn Tage überhaupt ist. Wer ihn nicht fastet, der
begeht somit einen kapitalen Fehler und hat bei Durchführung einer guten
Handlung keinen Erfolg. Abû Qatâda Al-Ansârî , berichtete davon, dass der Prophet als er über das Fasten des ‘Arafât -Tages gefragt worden war, sagte: “Es ist für die Sünden des verstrichenen Jahres und des kommenden Jahres eine Sühne.“ (Sahîh Muslim) Das gilt indes für den Nichtpilger. Denn für einen Pilger ist es verboten an diesem Tag zu fasten.
2- Sehr viele beschäftigen sich nur
wenig mit den Bittgebeten oder widmen diesem Tag sogar überhaupt kein
Interesse. Das ist ebenso ein enormer Fehler: Sie verpassen den
Verdienst des Bittgebetes an diesem Tag. In diesem Sinne sagte der
Prophet : “Das
beste Bittgebet ist das Bittgebet am ‘Arafât-Tag. Und das Beste, was
ich und die Propheten vor mir sagten, ist: “Lâ ilaha illâ Allâh, wahdahû
lâ scharîka lah, lahu al-mulk, walahu al-hamd, wa huwa âlâ kulli
schai’in qadîr“ (von Mâlik und At-Tirmidhî überliefert) (Es gibt
nichts Anbetungswürdiges außer Allâh. Er ist der Einzige und hat keinen
Teilhaber. Sein ist die Herrschaft und Sein ist der Lobpreis und er ist
zu allem in der Lage)
Ibn ‘Abdulbarr meinte zu diesem
Hadîth: “Dieser Hadîth deutet daraufhin, dass das Bittgebet am
‘Arafât-Tag besser als das sonstige Bittgebet ist. Das deutet wiederum
darauf hin, dass der ‘Arafât -Tag besser als andere Tage ist. Das weist
seinerseits darauf hin, dass einige Tage besser als einige andere Tage
sind. Diese Verdienste kann man jedoch nicht selbst wahrnehmen, es sei
denn, mittels der Offenbarung. Die Offenbarung setzt uns von dem
Verdienst folgender Tage in Kenntnis, nämlich: Freitag, ‘Âschûrâ-Tag,
‘Arafât-Tag sowie Montage und Donnerstage. Weder der Verstand noch der
Analogieschluss hat mit der Wahrnehmung dieser Verdienste etwas zu tun.
Der Hadîth ist ein Beweis dafür, dass das Bittgebet am ‘Arafât-Tag
höchstwahrscheinlich erhört wird. Der Hadîth besagt ferner, dass die
beste Form der Andacht ”lâ ilâha illâ Allâh” ist. (At-Tamhîd)
Drittens: Fehler während des Schlachttags
1- Einige begeben sich nicht zum
Gebetsplatz, vor allem die Jungen. Das ist ein großer Fehler. Dieser Tag
ist einer der größten Tage bei Allâh: ‘Abdullâh ibn Qirt berichtet von
An-Nabîr: ”Wahrhaftig,
der größte Tag bei Allâh ist der Schlachttag, als dann der Ruhetag!“
(von Abû Dâwûd mit guter Überlieferungskette überliefert) Der Ruhetag
ist der Tag, der auf den Schlachttag folgt.
2- Einige gehen schlecht gekleidet
beten, und zwar unter dem Vorwand, sie würden sich die Fingernägel
schneiden, sich waschen und sich dann parfümieren, nachdem sie ihre
Schlachttiere geschlachtet hätten. Das ist falsch. Der Muslim ist zur
Befolgung des Propheten verpflichtet, der immer schön bekleidet und parfümiert war. Ibn ‘Umar berichtete
davon, dass er an den beiden Festen seine beste Kleidung trug.
Weiterhin wurde von einigen Prophetengefährten und deren
Nachfolgegenerationen überliefert, dass sie sich vor dem Fest wuschen. (Fath Al-Bârî und Al-Mughnî von Ibn Qudâma)
3- Einige essen vor dem Festgebet. Das widerspricht der Sunna des Propheten .
Am Opferfest ist es nämlich empfohlen, dass man nichts isst, es sei
denn, dass man von dem Opfertier isst. ‘Abdullâh ibn Buraida berichtete von seinem Vater, dass dieser sagte: “Der Prophet ging
am Ramadân-Festtag nicht aus, es sei denn, dass er speiste. Er aß am
Opferfest erst, wenn er das Festgebet verrichtet hatte.“ Ibn Qayyim
al-Dschauziyya sagte: “Was das Opferfest anbelangt, so speiste er erst
dann, wenn er vom Gebetsplatz zurückgekommen war. Nach seinem Kommen aß
er von seinem Opfertier.“ (Zâd Al-Mi’âd: Kapitel: Das Geschenk der zwei
Feste)
4- Einige verrichten das Festgebet
nicht am jeweiligen Gebetsplatz, und zwar unter dem Vorwand, das
Festgebet sei eine Sunna. Ja, es ist zwar eine Sunna, aber wer zu deren
Verrichtung am jeweiligen Gebetsplatz fähig ist, der sollte darauf nicht
verzichten. Es gehört nämlich zu den Riten des Islâm. Daher sollte
jeder darauf bedacht sein, diese besonders zur Geltung zu bringen, ob
Mann oder Frau, ob Jung oder Alt. Wer dieses Gebet ohne triftigen Grund
vernachlässigt, der begeht somit einen großen Fehler.
5- Einige hören nicht der Ansprache
des Festes zu. Jeder Muslim sollte darum bemüht sein, der Festansprache
zuzuhören, da sie von großer Vorzüglichkeit ist.
6- Einige vernachlässigen die überlieferte Tradition beim Hingehen und Zurückkehren. Es ist überliefert, dass der Prophet beim Hingang einen Weg und beim Zurückkehren einen anderen Weg einschlug.
7- Einige vernachlässigen, den Leuten
zum Fest zu gratulieren. Das ist falsch. Es ist erwünscht, dass die
Leute einander besuchen, dass sich die Familienmitglieder versammeln und
dass sie einander zum Fest gratulieren. Glückwünsche, die nichts
Unerlaubtes enthalten, wie beispielsweise ”Möge Allâh von uns allen die
Anbetungshandlungen annehmen!” sind einwandfrei.
8- Einige glauben, dass Besuche der
Gräber an diesem Tag erwünscht sind, wobei sie einen verstorbenen Vater
oder Verwandten besuchen. Das ist überhaupt nicht richtig. Grabbesuche
an diesem Tag gehören vielmehr zu den verwerflichen Neuerungen in den
religiösen Angelegenheiten des Islâm. Die Prophetengefährten , die unbestritten auf das Gute bedacht waren, machten das nie. Der Prophet seinerseits sagte: “Wer dieser unseren Angelegenheit etwas hinzufügt, was ihr nicht gebührt, von dem ist dieses nicht anzunehmen.“ (von Muslim überliefert: Das Buch der Rechtsfragen)
Der Scheich Ibn Taimîja kommentierte die Aussage des Propheten „Betrachtet mein Grab nicht als ‘Îd!’‘
(von Abû Dâwûd mit anderem Wortlaut überliefert) folgendermaßen: “‘Îd
bezeichnet die allgemeinen Versammlungen, die sich in der Regel
wiederholen, sei es jedes Jahr, jede Woche oder jeden Monat. Davon
ausgehend begeht jemand, der sich daran gewöhnt, die Gräber jedes Jahr
nach dem Festgebet zu besuchen, etwas Verbotenes: Er betrachtet das Grab
als ein ‘Îd. Somit begeht er eine verwerfliche Neuerung, die uns der
Prophet nicht
erlaubte und wozu er uns nicht aufforderte. Dass man die Grabbesuche
als fromme Tat betrachtet, ist ein Verstoß gegen die prophetische
Tradition.“ Möge Allâh uns rechtleiten!
Der Tag von Arafât
Die ersten zehn Tage von Dhû Al-Hiddscha zeichnen sich unter den restlichen Tagen des Jahres dadurch aus, dass sich unter ihnen der Tag von Arafât befindet. Es ist ein höchst bedeutsamer Tag. So werden an ihm die Fehltritte vergeben und die Bittgebete erhöht, und an jenem Tag rühmt Allâh Seine anbetend Dienenden bei den Himmelsbewohnern.
Der Tag von Arafât ist der Tag, an dem
die Religion vervollständigt und die Gnade an die Muslime vollkommen
wurde. So ist von Umar ibn Al-Chattâb überliefert,
dass ihm ein Jude sagte: „O Führer der Gläubigen, es gibt einen Vers in
eurem Buch, den ihr lest; wäre er uns Juden herabgesandt worden, hätten
wir diesen Tag zum Fest ernannt.“ Er fragte: „Welcher Vers ist das?“ Er
antwortete: „…Heute habe Ich euch eure Religion vollendet und
Meine Gnade an euch ganz erfüllt, und für euch den Islam als Religion
ausersehen…“ (Sûra 5:3) Darauf sagte Umar: „Wir kennen diesen Tag und den Platz, an dem dieser Vers auf den Propheten herabgesandt wurde, als er nämlich am Freitag am Tag von Arafât stand.“ (Überliefert von Al-Buchâri und Muslim)
Dieser Tag ist der Ruhm der Muslime und ihr Fest, denn der Prophet sagte: „Der Tag von Arafât, der Opfertag und die drei Festtage sind unser Fest, ihr Leute des Islâm, es sind Tage des Essens und Trinkens.“ (Überliefert von At-Tirmidhî)
Es ist der Tag der Vergebung der
Sünden, der Befreiung vom Höllenfeuer und des Rühmens der in ´Arafât
Verweilenden. Was für ein bedeutender Tag und was für ein gewaltiger
Ort! Der Prophet sagte: „Es gibt keinen Tag, an dem Allâh mehr anbetend Dienende vom Höllenfeuer befreit, als am Tag von Arafât. Er nähert Sich und rühmt sie vor den Engeln. Und Er sagt: Seht nach, was sie wünschen!“ (Überliefert von Muslim.)
Er sagte in einem anderen Hadîth: „Allâh
rühmt die Leute von Arafât vor den Himmelsbewohnern. So sagt Er ihnen:
Schaut nur auf Meine anbetend Dienenden, sie kamen zu Mir mit
gekräuseltem Haar und staubbedeckt.“ (Überliefert von Ahmad)
Allâh leitet mit diesem Tag das
Opferfest ein, denn an diesem Tag steht man vor Allâh und bittet Ihn
demütig, bereut seine Sünden, während man am Schlachttag herbeiströmt
und Besuche abstattet: Nachdem sich die Pilger am Abend von Arafât von
ihren Sünden reinigten, gestattete ihnen ihr Herr und Herrscher am Tag
des Opferfests, Ihn zu besuchen und Sein Haus zu betreten. So ist der
Tag von Arafât eine Reinigung vor dem Opferfest. In einem Hadîth heißt
es laut Bilâl, dass der Prophet die Menschen um Ruhe bat und dann sagte: „Allâh
blickte auf eure Versammlung herab und beschenkte den Sündigen unter
euch ob der Tugendhaften unter euch und gab den Tugendhaften, worum sie
baten. So brecht im Namen Allâhs auf!“ (Überliefert von Ibn Mâdschah und von einigen Gelehrten als authentisch eingestuft)
Jeder, der sich wünscht, dass er an
diesem höchst bedeutsamen Tag vom Höllenfeuer befreit wird und seine
Sünden vergeben werden, muss auch den Ursachen für diese Vergebung
nachkommen:
- Den Körper vor Sünden bewahren: Es wurde von Ibn ´Abbâs berichtet: Jener saß am Tag von Arafât hinter dem Propheten auf, der junge Mann wurde auf die Frauen aufmerksam und begann ihnen nachzuschauen. Der Prophet schob
mehrmals dessen Gesicht mit seinen eigenen Händen in eine andere
Richtung. Der Jugendliche schaute jedoch weiter, worauf der Prophet sagte:„Mein Neffe! Wer an diesem Tag sein Gehör, seine Augen und seine Zunge kontrollieren kann, dem werden seine Sünden vergeben.“(Überliefert von Ahmad, die Überlieferungskette ist jedoch kritisch zu beurteilen)
- Das Fasten: Es ist erwünscht am Tag von Arafât zu fasten, solange man nicht am Haddsch teilnimmt: Der Prophet sagte dazu: „Für das Fasten am Tag von Arafât rechne ich bei Allâh als Belohnung an, dass er die Sünden des Vorjahres und des Jahres danach tilgt.“(Überliefert von Muslim.)
Es gehört aber nicht zur Sunna, dass die Pilger an diesem Tag fasten, denn der Prophet trank
an diesem Tag vor aller Augen. Denn der Pilger braucht seine Kraft um
Allâhs zu gedenken sowie für Bittgebete am Nachmittag von Arafât.
- Bittgebeten und Erwähnung Allâhs: Zu
den Ursachen für die Barmherzigkeit und Vergebung gehört das vermehrte
Sprechen von Bittgebeten und die Erwähnung Allâhs, besonders durch die
Bezeugung, dass es nichts Verehrungswürdiges außer Allâh gibt. Dies ist
ja die Grundlage des Islâm, den Allâh an diesem Tag vollendete. Der
Prophet sagte: „Das beste Bittgebet ist das Bittgebet anArafât und das beste (Bittgebet), was ich und die Propheten vor mir sprachen war: Lâ
ilâha illâ Allâh, wahdahu lâ scharîka lah, lahu-l-mulku wa lahu-l-hamdu
wa huwa ´alâ kulli schai`in qadîr.“ – „Es gibt keine Gottheit außer
Allâh, dem Einen, der keine Teilhaber hat. Sein ist die Herrschaft und
der Lobpreis; und Er ist zu allem in der Lage.“ (Überliefert von
At-Tirmidhî.)
Deswegen soll der Pilger am Tag von
Arafât vermehrt um Vergebung und Befreiung vor dem Höllenfeuer bitten,
da an diesem Platz am ehesten die Bitten erhöht werden. Der Pilger soll
sich beim Sprechen der Bittgebete tugendhaft verhalten, sich dabei in
Gebetsrichtung wenden, seine Hände heben und demütig flehen, wie es der
Prophet vorzeigte.
Er begab sich gleich nach dem Gebet gen Arafât und stand bei den Felsen
undbegann demütig mit erhobenen Händen zu bitten, während er sich in
Richtung Ka’ba wandte, und er verharrte so bis zum Sonnenuntergang.
Hüte dich vor den Sünden, lieber
Pilger, denn sie hindern dich daran Vergebung zu erlangen. Zu diesen
Sünden zählen unter Anderem Hochmut, Angeberei und das beständige
Beharren auf großen Sünden. Wende dich bescheiden und demütig an Allâh,
damit Er dich akzeptiere, denn dies ist der beste Wunsch und Er ist der
Gütigste, den man bitten kann, makellos und erhaben ist Er!
Lieber Pilger, das Verweilen in der
Arafât-Ebene ist eine Ehrfurcht gebietende höchst bedeutsame Situation,
die die Rechtschaffenen so verschieden wahrnehmen und erleben! So gibt
es jenen, bei dem Furcht und Scham vorherrschen, wie Matraf ibn Abdullah
ibn As-Schachîr und Bakr Al-Muzanî, als beide bei Arafât standen und
einer sagte: ‚O Allâh, weise jene Leute nicht meinetwegen zurück!‘ Der
Andere sagte: ‚Es wäre ein Platz voller Hoffnung, wenn ich nicht
anwesend wäre!‘ Der Gelehrte Al-Fudail ibn Iyâd stand bei Arafât als die
Leute Bittgebete sprachen. Er jedoch weinte so heftig, dass er des
Bittens unfähig war. Als der Sonnenuntergang herannahte, hob er seinen
Kopf gen Himmel und sagte: „Wie schlimm bin ich doch, selbst wenn Du mir
vergäbest!“
Es gibt aber auch jene Gläubige, die
an diesem Tag die Barmherzigkeit Allâhs erhoffen. So sagte Ibn
Al-Mubârak: „Ich ging am Abend von Arafât zu Sufyân At-Thaurî, der
niederkniete und abwesend dreinblickte. Ich sagte: „Wem unter den
Anwesenden ergeht es am Schlechtesten?“ Er entgegnete: „Wer meint, dass
Allâh seine Sünden nicht vergeben wird.“ Da sah Al-Fudail ibn Iyâd die
Lobpreisung und das Weinen der Leute am Nachmittag von Arafât und sagte:
„Was meint ihr, wenn diese Leute zu einem Mann gingen und ihn um ein
sechstel Dirham bäten? Denkt ihr, dass er es ablehnen würde?“ Sie
verneinten, woraufhin er fortfuhr: „Bei Allâh, Allâh ist großzügiger in
Seiner Vergebung als ein Mann mit dem Geben seines Sechstel eines
Dirhams!“
Deswegen sollst du – lieber Pilger –
an diesem höchst bedeutsamen Tag Furcht und Hoffnung vereinen, sprich
Allâhs Strafe fürchten und gleichzeitig Seine Belohnung und Vergebung
erhoffen.
Wenn du in der Arafât-Ebene verweilst,
so gedenke des Tages, an dem die Kinder ergrauen! Des Tages, an dem die
anbetend Dienenden vor Allâh dem Herrn der Geschöpfe stehen: barfüßig,
nackt und unbeschnitten! Damit jeder Seele ihr volles Maß angerechnet
wird und ihnen nicht im Geringsten Unrecht geschieht. Strebe nach dem,
was dich vor dem Grauen jener Versammlung bewahrt und bereite dich
darauf vor, solange noch Zeit zum Handeln ist und bevor die Zeit
verronnen ist!
Arafât-Tag
Unter allen anderen Tagen ist dieser Tag mit besonderen Vorzügen ausgezeichnet, weshalb wir im Folgenden auf ihn eingehen und seine Vorzüge zu beleuchten versuchen:
Erstens: Es
ist der Tag, an dem sowohl die Religion als auch die Gnade Allâhs
vervollkommnet wurden. Al-Buchârî überliefert, dass die Juden zu Umar sagten:
“Ihr habt einen Vers. Hätte Allâh diesen Vers auf uns herabgesandt,
hätten wir dessen Herabsendungstag als Feiertag betrachtet.“ Umar möge
Allâh mit ihm zufrieden sein sagte: “Ich weiß wahrhaftig, wann er
herabgesandt wurde, wo er herabgesandet wurde und wo sich der Prophet damals
befand, als er herabgesandt wurde: „Am Arafât-Tag, nämlich in
der Arafât-Ebene. “ Sufyân sagte: “Ich bin nicht sicher, ob dies am
Freitag war oder nicht.“ Dieser Vers lautet: “Heute habe Ich für
euch eure Religion vollendet und Meine Gnade an euch ganz erfüllt und
für euch den Islâm als Religion ausersehen.“ (Sûra 5: 3). Das
Vollenden der Religion ereignete sich erst an diesem Tag, weil die
Muslime den Haddsch zuvor noch nicht verrichtet hatten. Als sie nun aber
den Haddsch verrichteten, wurde für sie ihre Religion vollendet , weil
sie somit die Grundlagen des Islâm vollendeten und der Haddsch wieder
nach dem Vorbild des Haddsch Abrahams durchgeführt wurde: Jede
polytheistische Erscheinung war verschwunden und die Muslime
unterscheideten sich am klarsten von den Nicht-Muslimen. Das Erfüllen
der Gnade Allâhs ereignete sich mit Allâhs Vergebung, ohne die Gnade
unvollkommen ist, washalb Allâh Seinem Gesandten sagte: “Damit
dir Allâh das von deinen Sünden vergebe, was vorher war und was später
sein wird, und damit Er Seine Gnade an dir erfülle und dich einen
geraden Weg leite“ (Sûra 48: 2)
Zweitens: Es ist ein Festtag: Abû Umâma möge Allâh mit ihm zufrieden sein berichtete davon, dass der Prophet sagte: “ Arafât-Tag, Schlachttag und die Taschrîq-Tage sind unser, der Muslime Fest. Sie sind für das Essen und das Trinken bestimmt.“
Drittens: An ihm zu fasten, tilgt die Sünden zweier Jahre: Über das Fasten an ihm sagte der Prophet : “Es tilgt die Sünden des verstrichenen Jahres und des kommenden Jahres.“
Viertens: Es ist ein Tag der Sündenvergebung und der Erlösung aus der Hölle: Âischa berichtete davon, dass der Prophet sagte: “Es gibt keinen Tag wie den Arafât-Tags,
an dem Allâh anbetend Dienende von der Hölle erlöst: Er nähert sich und
wird auf sie stolz, indem er die Engel fragt, «Was möchten diese?»“ Ibn
Abdul-Barr sagte dazu: “Dieser Hadîth deutet darauf hin, dass ihnen
ihre Sünden vergeben wurden. Dies ist so, weil es unvorstellbar ist,
dass Allâh auf Sünden und Übeltaten der Menschen stolz ist, es sei denn,
dass Er von ihnen ihre Reue annimmt und ihnen ihre Sünden vergibt.
Allâh weiß es am besten.“
Empfohlene Tätigkeiten an diesem Tag:
Erstens: das Fasten: Im Hadîth-Werk Muslims steht, dass der Prophet sagte: “Ich schätze, das Fasten am Arafât Tages ist eine Sühne sowohl für die Sünden des verstrichenen Jahres, als auch für die Sünden des kommenden Jahres.“
Dies gilt jedoch nicht für die Pilger. Für die Pilger ist es vielmehr
nicht erlaubt, an diesem Tag zu fasten. Besonders an diesem Tag sollte
man keine Sünden begehen, denn Ibn Abbâs (möge Allâh mit ihm zufrieden
sein) berichtet davon, dass der Prophet sagte:
“Wer an diesem Tag sein Sehvermögen, sein Hörvermögen und seine Zunge
kontrolliert, dem werden seine Sünden vergeben.“ Wer sich so
kontrolliert, der bewahrt somit sein Fasten, falls er fastet, und seinen
Haddsch, falls er Pilger ist. So gibt es viele Anlässe zum Verrichten
guter Taten und zum Aufgeben der Sünden.
Zweitens: Vermehren an Allâhs Gedenken und Bittgebete: Der Prophet sagte: “Das beste Bittgebet ist das Bittgebet des Arafât–Tages.
Und das Beste dessen, was ich sage und was die Propheten vor mir
sagten, ist: “Es gibt keine Gottheit außer Allâh. Er ist einer und hat
keinen Partner. Ihm gehören Herrschaft und Dank und er ist zu allem
fähig.“ Ibn Abdulbarr meinte dazu: “Dieser Hadîth deutet darauf
hin, dass das Bittgebet am Arafât-Tag höchstwahrscheinlich erhört wird
und dass die beste Formulierung für Allâhs Gedenken ”Es gibt keine
Gottheit außer Allâh” ist.“ Al-Chattâbî sagte: “Es bedeutet: Das
Häufigste überhaupt, womit ich bei meinem Bittgebet Allâhs Lobpreisen
eröffne… Dies ist so, weil der Bittende sein Bittgebet mit Allâhs
Lobpreisen eröffnet. Davon ausgehend wurde Allâhs Lobpreisen als Beginn
des Bittgebets bezeichnet.“
Drittens: At-Takbîr: Wir
erklärten bereits, dass At-Takbîr zu allen Zeiten während der ersten
zehn Tage im Monat Dhû Al-Hiddschas empfohlen ist, und zwar auf jedem
Gebiet, auf dem Allâhs Gedenken erlaubt ist. Die Rechtsgelehrten teilen
At-Takbîr in zwei Arten:
Die erste Art: Mutlaq (der nicht gebundene Takbîr): Diese
Art ist erlaubt zu jeder Zeit, ob morgens oder nachts. Seine Zeit tritt
ab dem Beginn Dhû Al-Hiddschas in Kraft und endet nach den
Taschrîq-Tagen.
Die zweite Art: Muqaiyad (der gebundene Takbîr): Diese
Art erfolgt nach den rituellen Pflichtgebeten. Wir sind aber der
Meinung, dass diese Art auf jedes rituelle Gebet folgt, was auch immer
dieses sei, und dass seine Zeit ab dem Morgen des Arafât-Tages in Kraft
tritt und bis zum letzten Taschrîq-Tag währt.
Zusammengefasst: Der
Takbîr ist während des Arafât-Tages,sowie am Schlachttag und an den
Taschrîq-Tagen erlaubt, und zwar zu jeder Zeit. Diesen Takbîr nennt man
mutlaq nicht gebunden). Es ist auch nach jedem Gebet erlaubt. Diese Art
nennt man indes muqaiyad (gebunden).
Das beste Du´â (Bittgebet) ist am Tag Arafât
Aller Lobpreis gebührt Allâh und möge Er den Gesandten Allâhs in Ehren halten und bewahren!Und nun zum Thema!
“Der Haddsch ist Arafât. An keinem Tag befreit Allâh einen anbetend Dienenden mehr aus dem Feuer als am Tag von Arafât. Er kommt wahrhaftig näher und rühmt sich mit ihnen vor den Engeln. Er sagt: Was wollen diese?”
Das beste Du`â ist das Du`â am Tag von Arafât. Das beste, was der Prophet und die Propheten vor ihm sagten, war: „Lâ Ilâha illa-llâh, wahdahu lâ Scharîka lah, lahu-l-Mulk, wa lahu-l-Hamd, wa huwa alâ kulli Schai`in Qadîr.
Der Tag von Arafât ist der Tag des großen Haddsch. Es ist die großartigste Versammlung in diesem weltlichen Leben. An ihm werden Tränen ausgeschüttet, Fehltritte aufgehoben, Wünsche erhofft und Sünden vergeben
Bei Allâh! Es ist ein grandioses Ereignis, das zu groß ist, um es zu beschreiben. Es ist ein edles Stehen. Wie trefflich für denjenigen, der in der Ebene von Arafât steht! Während dieses Verweilens werden die Lasten abgelegt und die Taten emporgehoben.
Der Muslim muss diese Augenblicke nutzen, indem er sich in der Ibâda anstrengt, sich um fromme Taten bemüht und vermehrt Du`â, Dhikr und die Talbiyya spricht und Allâh um Vergebung bittet. Auch das Lesen des Qurân und das Sprechen der Segenswünsche für den Propheten sind an diesem Tag gefordert. So verläuft der meiste Haddsch und dies ist so gefordert. Der Haddsch ist Arafât.
Der Pilger hat sich strengstens davor zu hüten, an diesem bedeutsamen Tag nachlässig zu sein. Es ist nur eine kurze Zeitspanne, ein paar Stunden. Wenn er sie mit frommen Taten verbringt, hat er einen wahren Erfolg erzielt. An diesem Tag werden so viele von Allâh (von der Hölle) befreit.
Wer aus dem Feuer befreit wird, der hat damit bereits alles Gute erreicht und alles Schlechte abgewandt. Wie schade ist es doch um die Nachlässigen, denen dieses Gute und dieser Vorzug verwehrt wurde! Wenn ihnen dieser Tag verloren geht, können sie ihn nicht zurückholen.
Der Muslim soll Allâhs verstärkt gedenken, um den Wettbewerb zu gewinnen. In einem Hadîth steht: “Die Mufarridûn haben gewonnen!”: Mit „Al-Mufarridûn“ ist Folgendes gemeint „…und Allâhs viel gedenkende Männer und gedenkende Frauen…“ (Sûra 33:35)
Er soll verstärkt Subhân-Allâh, wa-l-Hamdu li-llâh, wa lâ Ilâha illa Allâh und Allâhu Akbar sprechen, denn dies ist besser für ihn als das, worüber die Sonne aufgegangen ist. Diese Wörter schütteln die Sünden ab wie der Baum die Blätter.
Es sind die Pflanzen des Paradieses. Für jedes dieser Worte wird dir ein Baum im Paradies gepflanzt. Es sind die Rettenden und die Voranschreitenden. Es sind die bleibenden rechtschaffenen Werke.
Er soll sich vor den verbotenen Dingen hinsichtlich seines Essens, seines Trinkens, seiner Kleidung und seines Beförderungsmittels etc. hüten. Er soll Streit, Beleidigung, Meinungsverschiedenheiten und abfällige Rede vermeiden. Allâhs Gesandter sagte: „Ich bin der Bürge eines Hauses in einem untersten Platz des Paradieses für denjenigen, der den Streit unterlässt, auch wenn er Recht hat. Und eines Hauses in der Mitte des Paradieses für denjenigen, der die Lüge unterlässt, selbst wenn er spaßt. Und eines Hauses im höchsten Paradies für denjenigen, der seine Charaktereigenschaften verbessert.“ Von Al-Albânî für akzeptabel erklärt.
Er soll sich davor hüten, jemanden abfällig zu behandeln, weil dieser in einer Sache nachlässig oder ungepflegt scheint. Denn manch Ungepflegter, mit Staub Bedeckter, zwei abgetragene Kleidungstücke Tragender wird von Allâh bestätigt, wenn er auf Ihn schwört. Weiterhin soll er darauf achten, den Fragenden und Bittenden nicht grob abzuweisen.
Er strengt sich im Du`â an und wendet sich Allâh dem Majestätischen aufrichtig zu. Er verstärkt sein Dhikr stehend und sitzend. Er wiederholt es in Demut und in Anwesenheit des Herzens. Er nimmt es ernst und befreit sich von allem Anderen. Er beharrt darauf, lässt seine Zunge sich immer mit dem Gedenken Allâhs beschäftigen. Nicht rettet einen mehr vor der Strafe Allâhs als das Dhikr Allâhs. Allâhs Gesandter fragte: „Soll ich euch nicht auf die beste eurer Taten hinweisen, die reinste bei eurem Herrscher, die höchste auf euren Stufen, besser für euch als das Ausgeben von Gold und Silber und besser für euch als euer Treffen auf euren Feind, worauf ihr deren Hälse abschlagt und sie eure Hälse abschlagen?“ Sie entgegneten: „Doch!“ Er sagte: „Das Gedenken Allâhs des Erhabenen.“ Überliefert von At-Tirmidhî und von Al-Albânî für authentisch erklärt.
Er spricht verstärkt Lâ Ilâha illAllâh, wahdahu lâ Scharîka lah, lahu-l-Mulk wa lahu-l-Hamd, wa huwa alâ kulli schai`in qadîr.
Es ist das gute Wort, die beständige Rede, das bleibende Wort, das feste Band, das Wort der Taqwâ, die beste Tat, das Beste, was die Propheten sprachen und das beste Dhikr.
Der Pilger soll sich Allâh dem Erhabenen reumütig zuwenden. Er soll sich Ihm demütig, erniedrigend, schwach, arm und gebrochen hingeben. Er soll sich innerlich und äußerlich von jeder Sünde befreien. Er soll auf seine eigenen Fehler schauen und seine Unwissenheit, Ungerechtigkeit und Feindseligkeit betrachten. Gleichzeitig soll er bei Allâh den Vorzug, die Güte und Barmherzigkeit, den Edelmut und Reichtum und Sein Lobpreis in Augenschein nehmen.
Er soll während dieses Stehens Allâh, seinem majestätischen Herrn fürchten und viel weinen. Er wendet sich dem Makellosen zu, Ihm gegenüber bescheiden, hilflos zwischen Seinen Händen. Er hofft auf Seine Barmherzigkeit und Vergebung und fürchtet Seine Strafe und Seinen Zorn. Er rechnet mit sich selbst ab und erneuert seine Reue aufrichtig. Er bereut aufrichtig all seine Verfehlungen, weint wegen seiner Nachlässigkeit in der Vergangenheit. Er fürchtet seinen Herrn den Majestätischen, schämt sich vor Ihm und senkt seinen Kopf. Sein Herz bricht zusammen.
Er begegnet seinem Herrn dem Majestätischen in totaler Unterwürfigkeit. Er ist der Reiche und du bist der Arme. Er unterwirft sich so sehr sehr, dass ihn die Demut von allen Seiten umhüllt. Er erkennt die Notwendigkeit seines Herrn und seine eigene absolute Nutzlosigkeit. Der Pilger soll auch begreifen, dass er, wenn Allâh ihn für einen Augenblick lässt, hohe Verluste erleiden wird, die er nicht ausgleichen kann, es sei denn, Allâh ist ihm gegenüber erneut barmherzig.
Wenn das Herz und alle Gliedmaßen rein werden, und die Absichten und Herzen der Menschen sich vereinigen und die Hoffnung (auf Allâh) stark ist und wenn die Tränen fließen, ist dies ein Zeichen dafür, dass er erhört wird und Allâh Barmherzigkeit herabsendet. Es ist ein Zeichen der Freude. Wenn es fehlt, ist es ein trauriges Zeichen. Wenn er nicht weinen kann, soll er es so weit wie möglich im Du`â versuchen: “Und wenn einer die Kulthandlungen Allâhs hoch ehrt, so ist es von der demütigen Ehrfurcht gegenüber Allâh in den Herzen.” (Sûra 22:32)
Ubaî ibn Ka`b sagte: „Haltet euch an den Weg (Allâhs) und die Sunna. Denn von jedem anbetend Dienenden auf dem Weg und in Befolgung der Sunna, der Allâhs gedenkt, so dass seine Haut aus Angst vor Allâh schaudert, werden dessen Verfehlungen abfallen, wie das trockene Laub vom Baum abfällt.
Und einen anbetend Dienenden auf dem Weg und in Befolgung der Sunna, der allein Allâhs gedenkt, so dass sich seine Augen aus Angst vor Allâh in Tränen ergießen, wird das Feuer niemals berühren.
Und geringes Handeln auf dem Weg und in der Befolgung der Sunna ist besser als voller Einsatz weitab vom Weg und von der Sunna.
Er bittet in seinem Du`â inständig. Denn es ist ein Tag, an dem man Erhörung erhofft. Er bittet seinen Herrn versteckt und demütig, denn das versteckte Du´a ist gewaltiger hinsichtlich deines edlen Herrn und aufrichtiger. Er strengt sich mit dem Du`a und Dhikr an, denn an keinem anderen Tag ist Iblîs äußert klein, unbedeutend, zornig und besiegt, außer am Tag der Schlacht von Badr, weil er die Barmherzigkeit Allâh herabkommen sieht und sieht, wie Allâh die umfangreichen Sünden vergibt.
Der Muslim muss Allâh also zeigen, dass er gut ist. Er muss seinen Feind, nämlich den Teufel, verachten und ihn mit viel Du`â und Dhikr betrüben und muss für all seine Sünden und Verfehlungen um Vergebung bitten.
Er muss Gutes von Allâh dem Erhabenen denken und seine Hoffnung auf Vergebung und Annahme des Du`â stärken. Allâh der Majestätische ist der Allerbarmer und der Edelste. Er bedarf der der Welten nicht und vergibt dem, der Ihn bittet.
Wenn es einem langweilig wird, soll man unterschiedliche Ibâdât verrichten. Einmal liest man Qurân, dann spricht man den Tahlîl, den Takbîr, den Tasbîh, den Tahmîd. Einmal bittet man um Vergebung, spricht Du`â. Man kann auch seinen Brüdern den Qurân oder ein anderes Wissen lehren oder über Hadîthe berichten, die die Barmherzigkeit, Bitte, Auferstehung oder das Jenseits erwähnen, weil dies das Herz erweicht.
Er kann sich auch ausruhen, vor allem, wenn er dies benötigt, um wach zu sein. Der Mensch ist sein eigener Arzt an diesem Ort. Er sollte aber wenigstens das Ende des Tages vollständig mit Du`â verbringen.
Atâ ibn Abû Muslim Al-Churasânî sagte: „Wenn du dich am Abend des Arafât-Tages frei machen kannst, dann tu es!”
O Allâh, nimm unsere Taten an! Du bist der Hörende, der Wissende. Vergib uns! Du bist der, der die Reue annimmt, der Barmherzige. Möge Allâh Seinen Gesandten in Ehren halten und bewahren sowie dessen Familie und dessen Gefährten!
Quelle für die Artikel: http://www.islamweb.net/grn
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