Frage:
Darf ein Muslim zum Psychologen gehen und ihm seine Probleme von der
Vergangenheit erzählen, die man bis heute nicht verarbeitet hat! Es ist
so, dass der Mensch krank wird z.B. Schnupfen, Grippe etc. und dass die
Psyche auch krank werden kann und diese von einem Arzt behandeln werden
muss? Ist es also Haram oder nicht??? Bārakallāhu fīk im Voraus!
Antwort:
Alles Lob gebührt Allah.
Es herrscht kein Zweifel daran, dass der Mensch seelische Krankheiten
erleiden kann. Diese können auftreten, wenn er sich zu sehr um die
Zukunft sorgt oder der Vergangenheit nachtrauert. Diese seelischen
Krankheiten haben größere Auswirkungen auf den Körper, als die
körperlichen Krankheiten. Diese Krankheiten können aber mit Dingen
geheilt werden, die die Scharī’ah gebracht hat. Dazu gehört: Die Ruqyah.
Diese kann seelische Krankheiten mehr heilen, als die meisten
Medikamente, die bekannten sind.
Auch der folgende authentische Hadith von Ibn Maş’ūd, Allahs
Wohlgefallen auf ihm, kann seelische Krankheiten heilen: Der Gesandte
Allah, möge Allah ihn loben und Heil schenken, hat gesagt: „Es gibt
niemanden, der mit Not oder Kummer heimgesucht wird, und sagt:
اللهم إني عبدك ابن عبدك ابن أمَتك ، ناصيتي بيدك ، ماضٍ فيَّ
حكمك عدل فيَّ قضاؤك ، أسألك بكل اسم هو لك سميت به نفسك أو علمته أحداً من
خلقك أو أنزلته في كتابك أو استأثرت به في علم الغيب عندك أن تجعل القرآن
العظيم ربيع قلبي ونور صدري وجلاء حزني وذهاب همي وغمي
(„Allāhumma innī ’Abduka Ibnu ’Abdika Ibnu Amatika, Nāşiyatī bi
Yadika, Mādin Fiyya Ĥukmuka, ’Adlun Fiyya Qadā`uka. Aş`aluka bi Kulli
Işmin Huwa Laka, Şammayta bihi Nafşaka aw Anzaltahu fi Kitābika aw
’Allamtahu Aĥadan min Chalqika aw Işta`tharta bihi fi ’Ilmi l-Ĝaybi
’Indaka, an Tadj’ala l-Qur`āna l-’Adhīma Rabī’a Qalbī, wa Nūra Şadrī wa
Djalā`a Ĥuznī wa Dhahāba Hammī.“)
„O Allah, ich bin Dein Diener, Sohn Deines Dieners, Sohn Deiner
Dienerin, meine Stirnlocke ist in Deiner Hand, Dein Befehl über mich
wird sicher ausgeführt, und Dein Beschluss über mich ist gerecht. Ich
bitte Dich bei jedem Deiner Namen, mit denen Du Dich selbst benannt hast
oder den Du in Deinem Buch offenbart hast oder den Du irgendeinen von
Deiner Schöpfung gelehrt hast oder den Du im Wissen des Verborgenen bei
Dir behalten hast, dass du den Qur`ān zur Versorgung (Ernährung) meines
Herzen machst und zu einem Licht für meine Brust und zu einem Mittel
gegen meine Trauer und zu einer Erleichterung für meine Sorgen.“ –
ohne dass Allah seine Not und seinen Kummer von ihm nimmt und durch Erleichterung ersetzt.“
Man sollte auch folgendes sagen: ”Es gibt keinen (anbetungswürdigen)
Gott außer Dir! Preis sei Dir! Gewiss, ich gehöre zu den Ungerechten.”
Wer mehr solcher Bittgebete lesen möchte, dem empfiehlt es sich
folgende Bücher zu lesen: „al-Wābil aş-Şayyib“ von Ibn al-Qayyim,
„al-Kalim at-Tayyib“ von Scheich al-Islam Ibn Taimiyah, „al-Adhkār“ von
an-Nawawī oder „Zād al-Ma’ād“ von Ibn al-Qayyim.
Doch als der Glaube (im Herzen) schwach wurde, ist auch die Akzeptanz
gegenüber der Medizin aus der Scharī’ah gesunken. Die Menschen
heutzutage stützen sich nur noch auf die fühlbaren Medikamente, mehr als
auf die Medizin aus der Scharī’ah.
Als der Glaube hingegen stark war, hat die Medizin aus der Scharī’ah
schnell eingeschlagen. Ihre Wirkungen schlagen schneller ein als die
fühlbaren Medikamente. Uns allen ist auch die Geschichte über den Mann
nicht verborgen geblieben, den der Gesandte Allahs – möge Allah ihn
loben und Heil schenken – mit einer geheimen Sache beauftragt hat und er
dann an einem arabischen Volk kam, die ihn nicht als Gast aufnehmen
wollten. Der erhabene Allah wollte es, dass der Führer dieses Volkes von
einer giftigen Schlange gebissen wird. Sie sprachen dann zu einander:
„Geht zu diesen Leuten, die zu euch kamen, vielleicht befindet sich ja
ein Rāqī (jemand der die Ruqyah macht) unter ihnen.“ Ein Gefährte ging
zu demjenigen, der gebissen wurde und las über ihn aus dem Qur`ān. Er
las nur die Sure al-Fātiĥah. Daraufhin erhob sich der Mann sofort voller
Energie, als ob nichts geschehen wäre.
Somit hat das Rezitieren der Sure al-Fātiĥah diese enorme Wirkung
gebracht, da es aus einem Herzen kam, das voller Glauben war. Doch in
unserer heutigen Zeit ist der Glaube schwach geworden. Deshalb verlassen
sich die Menschen nur noch auf diese fühlbaren Medikamente.
Doch im Gegensatz dazu gibt es auch Leute des Humbugs, die mit dem
Verstand der Menschen spielen und behaupten, sie seien fromme Leser.
Doch in Wahrheit zehren sie den Besitz der anderen auf nichtige Weise
auf.
Deshalb unterteilen sich die Menschen in folgende Gruppen: Die einen
gehen ins Extreme und geben der Rezitation aus dem Qur`ān keinerlei
Wirkung. Und die anderen sind auch ins Extreme gegangen und haben sich
über den Verstand der Menschen lustig gemacht, indem sie ihnen
Rezitationen vorgetragen, die gelogen und hinterlistig sind. Und dann
gibt es noch jene, die der Mitte folgen.“
Es ist nichts Falsches daran, wenn man die Krankheiten behandeln
lässt, die einen heimsuchen. Dies ist nicht verboten. Doch Voraussetzung
ist, dass die Nebenwirkungen nicht schlimmer sind als die Krankheit,
die man hat.
Wir raten den Kranken, egal ob es dabei um seelische Krankheiten wie
Ängste und Depressionen oder auch um körperliche Krankheiten wie
Schmerzen oder ähnliches handelt, dass sie sich erstmal mit der
erlaubten Ruqyah behandeln lassen sollen. Dies sind Verse und Ĥadīthe,
mit der die Scharī’ah gekommen ist. Denn darin steckt Heilung für viele
Krankheiten.
Dann raten wir auch dazu, sich mit der Medizin behandeln zu lassen,
die der erhabene Allah erschaffen hat, wie Honig und Pflanzen. Der
erhabene Allah hat in diesen Dingen Heilung für viele Krankheiten
gesteckt. Gleichzeitig haben diese keinerlei Nebenwirkungen auf
denjenigen, der sie einnimmt.
Wir sind der Meinung, dass man keine chemischen Medikamente einnehmen
sollte, um Ängste behandeln zu lassen. Diese Krankheit sollte mit
seelischen Medikamenten behandelt werden und nicht mit chemischen.
Dieser Patient braucht mehr Glauben und mehr Vertrauen auf seinen
Herrn. Er sollte vermehrt beten und Allah um Heilung bitten. Wenn er das
macht, dann werden sich die Ängste von ihm entfernen. Sein Herz wird
Ruhe finden, wenn er mehr rechtschaffene Taten verrichtet. Denn diese
haben eine enorme Auswirkung auf die Psyche eines Menschen und halten
viele Krankheiten von ihr fern. Deshalb sehen wir keinen Sinn daran, zu
einem Psychologen zu gehen, der einen falschen Glauben hat, geschweige
wenn er auch noch Ungläubig sein sollte. Je mehr ein Arzt gläubig ist
und Kenntnis über Allah und Seiner Religion hat, desto mehr kann er den
Kranken beratschlagen.
Möge der erhabene Allah uns und dich vor allen psychischen und
körperlichen Krankheiten bewahren und unsere Herzen für den Glauben, der
Rechtleitung und der Zufriedenheit öffnen.
Und Allah weiß es am besten!
- – - – - – - – - – - – - – - – - – - – - – - – - – - – - – - – - – - – - – - -
[1]verzeichnet bei Aĥmad
[2]al-Anbiyā` 21:87
[3]Fatāwah Işlāmiyyah, 4/465f
Quelle: quranundhadith.wordpress.com
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen